Annas Sims 2
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Science Fiction Kurzgeschichte - Ein böses Erwachen

Ein warmer Sonnenstrahl holt dich sanft aus deinen Träumen. Schon aufstehen?
Ach was gäbest du jetzt für diese grünen Pillen, die sie immer im Fernsehen anpreisen. Eine einzige davon reicht aus und du könntest eine ganze Woche lang schlafen, ohne dir Sorgen machen zu müssen, dass du verhungerst oder deine Muskeln schlaff werden. Solche Pillchen sind schon was Feines, doch kosten sie ein Vermögen.

Schweren Herzens musst du dich wohl doch bequemen aufzustehen.
Missmutig schlenderst du zu deinem altmodischen Kleiderschrank. Wozu lebst du im Jahr 2.124? Da gibt es Fernsehen, das alle Sinne anspricht und Luftmobile, die so schnell an dir vorbeisausen, dass du außer einem kräftigen Luftstoß kaum etwas von ihnen mitbekommst. Aber einen Knopf auf den du nur draufdrücken musst, damit du plötzlich deine Lieblingskleidung wie von Zauberhand trägst, gibt es nicht!

Jetzt erst einmal Frühstücken. Dir knurrt schon der Magen. Hoffentlich hat deine Mutter wieder diese leckeren Omeletts gebacken, die du so magst.
Als du die Treppe aus deinem Zimmer hinabsteigst, fällt dein Blick auf deinen Computer. Oh nein!! Du wolltest doch um 10Uhr am Live-Unterricht teilnehmen. Ach egal. Morgen ist auch noch ein Tag…

Dein Weg führt dich durch das Wohnzimmer in Richtung Küche.
Hmm… Der Geruch von frisch gebackenen Omeletts steigt dir in die Nase. Deine Mutter hat also doch an dich gedacht! Nur wenige Schritte vor dir siehst du sie schon mit deinem Vater am Esstisch sitzen.

Aber wieso steht da für dich kein Teller auf dem Esstisch?!

Doch ehe du danach fragen kannst, schauen dich deine Eltern entgeistert an.

Wie versteinert stammelt deine Mutter: "Sch..Schatz!. Wer ist das?!"

Was soll das? Wieso sehen sie dich so entsetzt an? Wieso fragen sie wer du bist?!
Völlig verwirrt beginnst du zu stottern: "A.. Aber.. Ich bin doch Stefan! Euer Sohn!"

Doch anstatt eines freudigen Lächelns, siehst du nur, wie deine Mutter deinen Vater sprachlos anstarrt. Ihr Blick sagt mehr als tausend Worte: "Wer um Himmels Willen ist das? Und was behauptet er da? Wie kommt er hier her?"

Verzweifelt jammerst du: "Was ist mit euch? Wieso erkennt ihr mich nicht?!". Keine Reaktion...
Hast du irgendetwas ausgefressen? Vielleicht wollen sie dich deshalb ärgern und veralbern dich? Du weißt zwar nicht was du angestellt haben sollst, aber das wird es sein. Mit einem gequälten Lächeln versuchst du die Situation aufzulösen: "A.. Achso. Das ist ein Witz. Ein Scherz?! Ha..Ha..?"

Aber deine Eltern reagieren ganz anders als erwartet. Mit todernster Miene blickt dir deine Mutter direkt in die Augen. Wenn Blicke töten könnten...

Bissig entgegnet sie dir: "Ich weiß nicht wer du bist und wie du hier her kommst. Aber uns so auf den Arm zu nehmen - das wird noch Folgen haben mein Lieber. Ich und mein Mann haben keine Kinder und wir hatten auch nie vor solche lärmenden Quälgeister zu bekommen!"

Eingeschüchtert versuchst du deine Mutter zu beruhigen: "Aber nein! Ich lüge nicht! Weißt du nicht mehr? Letztes Jahr an Heilig Abend hast du mir erzählt, dass du schon immer Kinder haben wolltest, es leider aber nie geklappt hat. Dann endlich bist du mit mir schwanger geworden. Und du meintest, das wäre das größte Glück, was dir je passiert sei. Das kannst du doch nicht vergessen haben?!"

Für einen kurzen Augenblick kannst du die warme und sanfte Stimme deiner Mutter hören, die dir so vertraut ist: "Heilig Abend?". Doch dann beginnen ihre Augen seltsam zu leuchten. Dir scheint, als würden sie sich drehen?!

In diesem Moment springt deine Mutter vom Tisch auf und schreit dich energisch an: "Nein! Das kann nicht sein! Ich habe keinen Sohn."

"Aber wieso stehen hier dann drei Stühle am Tisch? Für wen ist der Dritte?", fragst du verwundert.

Diese Frage scheint irgendetwas Seltsames bei deinen Eltern ausgelöst zu haben. Stammelnd versucht sich deine Mutter zu verteidigen: "Das ist.. Das ist weil..."
Doch dann verstummt ihre Stimme. Doch nicht, weil sie anscheinend keine Antwort mehr weiß, sondern es klang irgendwie unnatürlich.

Dein Vater konnte die ganze Zeit nur sprachlos zusehen. Auch er wirkt äußerst verwirrt, stammelt dann aber eine Antwort: "D.. Der ist für Besucher!"

"Aber was ist mit meinem Zimmer oben? Ist das auch für Besucher?! Doch wieso ist es dann so jugendlich eingerichtet?"

Entsetzt schauen sich deine Eltern an. Du kannst förmlich sehen, wie es in ihren Köpfen rattert. Als ihnen keine Antwort einfällt, beginnen sie wütend auf dich loszuspringen.

Ängstlich setzt du einen Schritt zurück. Doch dann geht es nicht mehr weiter! Du lehnst mit dem Rücken gegen eine Art Säule.

Oh Nein! Jetzt ist alles aus! Du bist in die Enge getrieben. Was werden sie jetzt nur mit dir tun?

...

Doch was ist das? Als dich deine Eltern fast erreicht haben, beginnen sie sich plötzlich immer langsamer zu bewegen, bis sie schließlich erstarrt stehen bleiben.

Was ist mit ihnen? Als du deinen Vater entsetzt anblickst, kannst du deinen Augen nicht trauen:

Auf seiner Haut zeichnen sich Risse ab unter denen Metall hervorblitzt?!

Doch wenn dem nicht genug sei, hörst du plötzlich hinter dir ein lautes Knattern. Verängstigt drehst du dich so schnell du kannst um.

Was ist das?! Der Torbogen, der Küche mit Wohnzimmer verbindet, hat sich zum Teil verschoben. Nun ist einen langer Gang, von dem eine Treppe hinabführt, frei gelegt. Ein Geheimgang?!

Wie lange lebst du schon in diesen Haus, ohne zu wissen dass es hier einen Geheimgang gibt?! Wo er wohl hinführt? Ob du es wagen kannst, hinabzusteigen?

Vorsichtig steigst du die Treppen hinunter. Als du fast das untere Ende erreicht hast, kannst du eine Art Labor erkennen.

Als erstes sticht dir dieses riesige Plakat ins Auge: "ROBOTICS INSTITUTE" ?! Dann sind das da oben womöglich...?!

Dein schlimmer Verdacht wird bestätigt, als du einen Schritt weiter in diesen geheimnisvollen Raum trittst: Entsetzt starrst du auf zwei zylinderförmige Behälter, in denen zwei Roboter stehen. Bis auf die Haut sehen sie doch so aus wie...

#

Mein Gott?! Kein Zweifel! Der sieht genauso aus wie dein Vater!! Aber wie ist das möglich? Und wieso?!

Und wenn das da oben auch solche Maschinen sind, wo sind dann deine Eltern?!

Als dein Blick nach rechts schweift, kannst du eine seltsame Maschine erkennen. Was ist das denn für ein Gerät. Du gehst näher heran, um es besser zu erkennen. Da liegt ja ein Zettel?! Schnell schnappst du ihn dir. Hoffentlich steht eine Erklärung darauf.

Mit zittrigen Händen beginnst du den Zettel zu lesen: "Du hast es also herausgefunden. Starte die Maschine um alles zu erfahren."

Natürlich willst du wissen, was das alles zu bedeuten hat. So schnell du kannst, betätigst du den Startmechanismus dieser riesigen Maschine.
Eine Art Monitor klappt auf und ein Stuhl kommt herangefahren. Vorsichtig setzt du dich auf den Stuhl und starrst gespannt auf den Bildschirm.

Nach kurzer Zeit erscheint dein Vater auf dem Monitor.

"Mein lieber Sohn. Es tut mir leid, dass du es so erfahren musst. Am liebsten hätte ich dir die ganze Sache erspart. Ich hoffe du hast dich bereits hingesetzt. Denn was ich dir jetzt erzählen werde, wird dir wahrscheinlich nicht gefallen."

Was sagt er da? Du musst schlucken. Was wird er dir Schlimmes erzählen?

"Es tut mir wirklich leid. Ich hoffte, dass es nie so weit kommen würde und du alles erfährst. Ich wollte, dich immer nur beschützen und vor allem bewahren. Deine Mutter und ich - wir sind bereits tot, wenn du diese Nachricht siehst. Verzeih mir!"

Tot? Das kann nicht sein!! Seit wann?!

"Mutter und ich litten an einer unheilbaren Krankheit. Der Arzt sagte uns, wir hätten nur noch bis 2.112 zu leben. Zu diesem Zeitpunkt warst du vier Jahre alt. Wir wollten nicht, dass du ohne Mutter und Vater aufwächst.
Ich arbeitete schon damals für die Firma Robotonic. Mit ihrer Hilfe konnte ich dieses Labor entwickeln. Ich schuf Prototypen von mir und deiner Mutter - so genannte Robotons. Sie bekamen alle Erinnerungen an dich einprogrammiert. Wir hofften, sie würden dir gute Eltern sein. Wozu wir nicht mehr in der Lage gewesen waren."

2.112?! Heißt das, fast alle Erinnerungen die du an deine wahren Eltern hast, sind falsch? Du hast die ganze Zeit mit Robotern zusammengelebt?!

"Ich weiß. Das klingt jetzt alles ziemlich hart für dich. Ich hoffe, dass du uns verzeihen kannst. Doch wir wollten dich nicht den Schmerz erleben lassen, so früh schon die Eltern zu verlieren. Ich hoffe, du kannst uns verstehen."

Alles nicht echt? Deine wirklichen Eltern sind tot? Dicke Tränen kullern über deine Wangen, während du noch perplex auf den Monitor starrst.

"Jetzt wo du von der Sache weißt, kannst du selber entscheiden. Drücke auf den großen Knopf links neben der Maschine und alle Robotons in diesem Haus werden sofort erstarren und sich selbst zerstören. Falls die Robotons einmal defekt sein sollten, habe ich einen Mechanismus eingebaut, der dies erkennt. Sind sie noch zu reparieren, tun sie es von selbst. Ansonsten werden die beiden Ersatzmodelle zum Leben erweckt. Ich hoffe du triffst für dich, nach dem du diese Nachricht gesehen hast, die richtige Entscheidung. Eine Entscheidung mit der du zufrieden leben kannst.
Und vergiss nie: Mutter und ich lieben dich über alles!"

Kaum hat dein Vater diesen Satz beendet, vernimmst du hinter dir ein lautes Quietschen. Als du dich umdrehst, siehst du wie die zwei Modelle aus dem Konservierungsbehältnis zum Leben erweckt auf dich zu gehen:
 

"Können wir dich glücklich machen?"



ENDE

 

  Anna Rümpler